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Indy500

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Das Indy 500

Die älteste noch im laufenden Rennbetrieb befindliche Rennstrecke ist in den USA beheimatet und heisst  Indianapolis Motor Speedway. Erbaut wurde die Strecke 1908, das erste Rennen auf dem 2,5 Meilen lange Superspeedway ging Jahr 1909 über die Bühne. Der Originalbelag bestand aus einer Mischung aus Teer und Steinen, war äusserst rutschig und unberechenbar, was schnell zu vielen schweren Unfällen führte.
Deswegen beschlossen die Streckenbesitzer, das Oval mit 3,2 Millionen Ziegelsteinen sogenannten Bricks zu pflastern. Eine in unmittelbarer nähe befindliche Ziegelei produzierte jene Ziegelsteine, die dann die komplette Fahrbahn des Ovals bildeten.
Der Spitzname der Strecke war geboren: "Brickyard". Doch wer auf die Idee kommt, der Name entstamme dem heute einen Yard breiten Ziegelsteinstreifen auf der Start-Ziel-Geraden, der irrt. Brickyard bedeutet nichts weiter als Ziegelei. Erst 1939 wurde das Oval mit einem Asphaltband belegt, nur ein grösserer Abschnitt auf der Hauptgeraden blieb noch als Ziegelsteinstrecke übrig.
1961 wurde auch dieses letzte Überbleibsel entfernt, als Hommage an die vergangenen Zeiten entstand der "Yard of Bricks", jener Streifen aus Ziegelsteinen, über den noch heute die Autos der IndyCar- und NASCAR-Serie, der MotoGP und vielleicht irgendwann auch einmal wieder die Formel-1-Boliden fahren.
Am 30. Mai 1911 fand das erste Indy 500 statt, der Sieger hieß Ray Harroun und fuhr einen hellgelb lackierten Marmon Wasp. Er benötigte für die 500 Meilen - oder 804,5 Kilometer - sechs Stunden, 42 Minuten und elf Sekunden. Das entsprach einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 116,9 Kilometer pro Stunde.
Die Legende erzählt, dass Harroun unter anderem auch deswegen gewinnen konnte, weil er der einzige Pilot war, der keinen Mechaniker als Beifahrer mitgenommen hatte. Und noch etwas machte seinen Sieg einzigartig, denn Harroun war auch der einzige, der damals einen Rückspiegel am Auto montiert hatte. Viele Historiker sind der Meinung, dass dieses der erste Gebrauch eines solchen Utensils überhaupt war.
Das Rennen führte in den USA bald zu einer Motorsporteuphorie und wurde schnell in der gesamten Motorsportwelt zur Legende. Doch Indianapolis ist auch eine Legende schwerer und tödlicher Unfälle, denn nirgendwo sonst mussten mehr Piloten ihr Leben lassen. In den 1930er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts stieg die Sterberate beim Indy 500 gar auf besorgniserregende Höhen: zwei Tote 1931, zwei Tote 1932, fünf Tote 1933, zwei Tote 1934, vier Tote 1935.
Nachdem Louis Meyer 1936 zum ersten Fahrer wurde, der das Indy 500 dreimal gewinnen konnte, erinnerte er sich in einem Interview an die damaligen Gefahren. Nicht nur, dass der Belag sehr rau war, auch die Streckenumrandung war alles andere als sicher: "Es gab oben eine Betonwand, aber diese zeigte in die falsche Richtung. Die Mauer richtete sich nach außen anstatt nach innen - und wenn du sie getroffen hast, dann hat sie dich direkt darüber hinwegkatapultiert."
Auch das neue Asphaltband verhinderte weitere Tragödien nicht. 1955 etwa verlor der damals extrem populäre Bill Vukovich sein Leben beim Indy 500. Vukovich gewann das Rennen 1953 und 1954, doch ein Jahr später wurde er bei einem Unfall, den überrundete Piloten ausgelöst hatten, schlichtweg enthauptet, da sein Wagen in die Luft aufstieg, über die äußere Streckenbegrenzung hinwegflog und kopfüber auf dem Boden landete.
Es war die Zeit, als das Rennen zwischen 1950 und 1960 auf dem Kalender der Formel-1-Weltmeisterschaft stand, damit die FIA ihre Weltmeisterschaft nicht nur in Europa ausfahren musste. In den Jahren 1965 und 1966 gewannen mit Jim Clark und Graham Hill zwei Briten. Ansonsten waren zwischen 1919 und 1988 nur Amerikaner siegreich, denn das Indy 500 wurde von den Europäern - vielleicht mit Ausnahme von Alberto Ascari 1952 - hartnäckig ignoriert.
1961 tauchte mit dem Cooper von Jack Brabham zum ersten Mal ein leicht modifizierter Formel-1-Bolide auf. Die Amerikaner belächelten das "komische kleine Auto aus England", denn Brabhams zierlicher Cooper hatte einen Heckmotor. Aber Brabham war nur ein Vorbote, denn ein Jahr später lud Dan Gurney Lotus-Chef Colin Chapman nach Indianapolis ein, der sich schockiert zeigte.
"Es hat mich erschreckt als ich sah, wie sehr das Design der dortigen Autos stagniert hat", erinnerte sich Chapman Jahre später. Gurney und Chapman überzeugten Ford, einen Motor zu liefern, der in einen heckgetriebenen Lotus eingebaut werden konnte. Jim Clark steuerte das Auto und gewann schon 1963 beinahe auf Anhieb.
Trotz der langen Historie gibt es bis heute nur drei Piloten, die dieses Rennen viermal gewinnen konnten, und alle sind in den USA wahre Rennlegenden: A.J. Foyt (1961, 1964, 1967, 1977), Al Unser (1970, 1971, 1978, 1987) und Rick Mears (1979, 1984, 1988, 1991) schafften das, was zum Beispiel dem berühmten Andretti-Clan bislang verwehrt geblieben ist, denn dessen einziger Sieg stammt aus dem Jahr 1969, als Mario Andretti siegen konnte.
Vor allem sein Sohn Michael Andretti gilt als tragische Figur: In seinen 14 Rennstarts bei den Indy 500 kam er achtmal in die Top 10, ohne ein einziges Mal zu gewinnen. 1991 wurde er hinter Rick Mears knapp Zweiter, 1992 ging ihm - in Führung liegend - der Motor neun Runden vor Schluss hoch und 2006 beendete er das Rennen hinter Sam Hornish Jr. und seinem Sohn Marco auf Rang drei, nachdem er wenige Runden vor Schluss noch in Führung gelegen hatte.
Weitere bekannte Indy-500-Sieger sind unter anderem Emerson Fittipaldi (1989 und 1993), Al Unser Jr. (1992 und 1994), Jacques Villeneuve (1995) sowie Juan Pablo Montoya (2000). 1990 gewann der Niederländer Arie Luyendyk im bisher schnellsten Rennen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 300 km/h (185,981 mph).
Europa hatte nie größeres Augenmerk auf Indianapolis. Das änderte sich nur einmal, als der amtierende Formel-1-Weltmeister Nigel Mansell 1993 das Indy 500 beinahe auf Anhieb gewann. Nur seine Unerfahrenheit bei den Restarts verhinderte den Erfolg, den sich übrigens mit Emerson Fittipaldi ebenfalls ein Formel-1-Champion unter den Nagel riss.
Das Indy 500 ist mit weit über 400.000 Zuschauern vor Ort die weltweit größte jährlich stattfindende Eintages-Sportveranstaltung. Doch auch das Prunkstück der US-Rennen litt in den vergangenen Jahren an der Spaltung der US-Formelszene zwischen IRL und ChampCars - es gab durchaus Probleme das Fahrerfeld mit den traditionell notwendigen 33 Piloten aufzufüllen.
So mussten die IndyCar-Offiziellen um IRL-Boss Tony George in den letzten Jahren mitunter tief in die Trickkiste greifen, um auch im Vergleich zur in den USA dominierenden NASCAR-Serie für die notwendige Aufmerksamkeit zu sorgen. Indy ist seit dem Jahr 1945 im Familienbesitz der Hulman/George-Dynastie. Anton Hulman Jr. führte die Geschicke bis zu seinem Tod im Jahr 1977. Dann übernahm seine Tochter Mari George die Federführung und seit 1990 ist Hulman-Enkel Tony George in der Verantwortung.
Der amtierende Titelverteidiger heißt Dario Franchitti. Der Schotte gewann 2007 für Andretti/Green im strömenden Regen, war damit nach Jim Clark, Graham Hill und Dan Wheldon (2005) erst der vierte Brite, der die seit 1936 traditionelle Siegermilch trinken durfte.

Die Siegerliste

1911 Ray Harroun MarmonWasp
1912 Joe Dawson National
1913 Jules Goux Peugeot
1914 Rene Thomas Delage
1915 Ralph DePalma Mercedes
1916 Dario Resta Peugeot
1919 Howdy Wilcox Peugeot
1920 Gaston Chevrolet Frontenac
1921 Tommy Milton Frontenac
1922 Jimmy Murphy Duesenberg-Miller
1923 Tommy Milton Miller
1924 L.L.Corum-J.Boyer Duesenberg
1925 Peter DePaolo Duesenberg
1926 Frank Lockhart Miller
1927 George Souders Duesenberg
1928 Louie Meyer Miller
1929 Ray Keech Miller
1930 Billy Arnold Summers-Miller
1931 Louis Schneider Stevens-Miller
1932 Fred Frame Wetteroth-Miller
1933 Louie Meyer Miller
1934 Bill Cummings Miller
1935 Kelly Petillo Wetteroth-Offenhauser
1936 Louie Meyer Stevens-Miller
1937 Wilbur Shaw Shaw-Stevens-Offenhausert
1938 Floyd Roberts Wetteroth-Offenhauser
1939 Wilbur Shaw Maserati
1940 Wilbur Shaw Maserati
1941 Floyd Davis-Mauri Rose Wetteroth-Offenhauser
1946 George Robson Adams-Sparks
1947 Mauri Rose Deidt-Offenhauser
1948 Mauri Rose Deidt-Offenhauser
1949 Bill Holland Deidt-Offenhauser
1950 Johnnie Parsons Kurtis-Offenhauser
1951 Lee Wallard Kurtis-Offenhauser
1952 Troy Ruttman Kuzma-Offenhauser
1953 Bill Vukovich Kurtis-Offenhauser
1954 Bill Vukovich Kurtis-Offenhauser
1955 Bob Sweikert Kurtis-Offenhauser
1956 Pat Flaherty Watson-Offenhauser
1957 Sam Hanks Epperly-Offenhauser
1958 Jimmy Bryan Kuzma-Offenhauser
1959 Rodger Ward Watson-Offenhauser
1960 Jim Rathmann Watson-Offenhauser
1961 A.J.Foyt Jr. Watson-Trevis-Offenhauser
1962 Rodger Ward Watson-Offenhauser
1963 Parnelli Jones Watson-Offenhauser
1964 A.J.Foyt Jr. Watson-Offenhauser
1965 Jim Clark Lotus-Ford
1966 Graham Hill Lola-Ford
1967 A.J.Foyt Jr. Coyote/Lotus-Ford
1968 Bobby Unser Eagle-Drake-Offenhauser
1969 Mario Andretti Brawner/Hawk-Ford
1970 Al Unser Colt-Ford
1971 Al Unser Colt-Ford
1972 Mark Donohue McLaren-Offenhauser
1973 Gordon Johncock Eagle-Offenhauser
1974 Johnny Rutherford McLaren-Offenhauser
1975 Bobby Unser Eagle-Offenhauser
1976 Johnny Rutherford McLaren-Offenhauser
1977 A.J.Foyt Jr. Coyote-Foyt-Ford
1978 Al Unser Lola-Cosworth
1979 Rick Mears Penske-Cosworth
1980 Johnny Rutherford Chaparral-Cosworth
1981 Bobby Unser Penske-Cosworth
1982 Gordon Johncock Wildcat-Cosworth
1983 Tom Sneva March-Cosworth
1984 Rick Mears March-Cosworth
1985 Danny Sullivan March-Cosworth
1986 Bobby Rahal March-Cosworth
1987 Al Unser March-Cosworth
1988 Rick Mears Penske-Chevrolet
1989 Emerson Fittipaldi Penske-Chevrolet
1990 Arie Luyendyk Lola-Chevrolet
1991 Rick Mears Penske-Chevrolet
1992 Al Unser Jr. Galmer-Chevrolet
1993 Emerson Fittipaldi Penske-Chevrolet
1994 Al Unser Jr. Penske-MercedesBenz
1995 Jacques Villeneuve Reynard-Ford
1996 Buddy Lazier Hemelgarn-Racing
1997 Arie Luyendyk Treadway-Racing
1998 Eddie Cheever Jr. Rachels-PotatoChips
1999 Kenny Brack Foyt-Enterprises
2000 Juan Montoya Ganassi-Racing
2001 Helio Castroneves Penske-Racing
2002 Helio Castroneves Penske-Racing
2003 Gil de Ferran Penske-Racing
2004 Buddy Rice Rahal-Letterman Racing
2005 Dan Wheldon Andretti Green Racing


 
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