Nelson Piquet - Autorennsport CH

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü:

Nelson Piquet

Links


Nelson Piquet

Sie haben Rennsportgeschichte geschrieben, heute erinnern sich noch die wenigsten an Sie

Nelson Piquet
Nelson Piquet startete eine klassische Formel-1-Karriere. Bereits im Alter von zwölf Jahren fuhr er Kart in einer regionalen Serie. Dabei wurde Piquet von seinen Eltern, die den Sport nur für ein Hobby hielten, finanziell unterstützt. Nach anfänglicher Schwäche wurde er 1968 Dritter der Brasilianischen Meisterschaft. Dennoch widmete er sich weiterhin aufmerksam der Schule und machte 1970 sein Abitur. 1971 wurde er Brasilianischer Meister und 1972 erhielt er einen Vertrag in der Formel Super Vee, bei der er sich regelmäßig unter den Top-Ten behaupten konnte. 1977 fuhr er in der italienischen Formel-3-Meisterschaft und gewann bereits im ersten Jahr zwei Rennen. 1978 startete er in der britischen Formel 3, die er als Meister beendete. Piquets Formel-1-Karriere begann noch im selben Jahr bei Ensign und McLaren.
1979 wurde er Teamkollege von Niki Lauda bei Brabham, der ihn als einen „kommenden Weltmeister“ bezeichnete. Nach dessen Rücktritt wurde er zur neuen Nummer 1 bei Brabham und entwickelte in den folgenden Jahren ein enges Arbeitsverhältnis zum Konstrukteur Gordon Murray. 1980 wurde er Vize-Weltmeister hinter dem Australier Alan Jones. Dieser und Piquet pflegten bis zu Jones' Rücktritt eine intensive Rivalität. 1981 wurde er im letzten Rennen in Las Vegas im Duell mit Carlos Reutemann zum ersten Mal Weltmeister, wobei er auch von der fehlenden Stallorder im Williams-Team und der daraus resultierenden Rivalität zwischen Jones und Reutemann profitierte. Ab 1982 fuhr er mit dem neuen BMW-Turbomotor, bei dessen Entwicklung er als Testfahrer eine maßgebliche Rolle spielte. Nachdem der komplette Saisonverlauf 1982 durch die Unzuverlässigkeit des Motors geprägt war, konnte Piquet lediglich den Großen Preis von Kanada gewinnen. In Detroit erlebte Piquet einen Tiefpunkt, als er sich, bedingt durch Probleme mit dem Motor, nicht für das Rennen qualifizieren konnte. 1983 führte diese Kombination dafür zum ersten WM-Titel mit einem Turbomotor. Im letzten Rennen überholte er noch den nach Punkten lange führenden Alain Prost im Renault, dem Pionier in der Turbotechnik. 1984 scheiterte er mit der Titelverteidigung angesichts der Dominanz des McLaren-Teams, die 12 von 16 Rennen gewannen; Piquet konnte im erneut schnellen Brabham zwar neunmal die Pole Position erringen, gewann jedoch nur zwei Rennen und hatte wiederum mit einer Ausfallserie zu kämpfen. Bis Ende 1985 blieb er dennoch Brabham treu und galt den Medien in dieser Zeit als Fixstern, der – wie Jim Clark für Lotus in den 1960er Jahren – ewig bei Brabham fahren würde. Die Saison 1985 geriet ebenfalls zur Enttäuschung; der Brabham BT54 hatte zwar immer noch einen Leistungsvorteil dank des BMW-Motors, das Chassis jedoch stellte sich als wenig konkurrenzfähig heraus und die Pirelli-bereiften Brabhams hatten zudem einen Nachteil gegenüber den Goodyear-Teams. Piquet gewann lediglich das Rennen in Le Castellet, der zugleich der letzte Sieg für Brabham sein sollte.
1986 wechselte er überraschend von Brabham zu Williams-Honda. Dabei spielten auch finanzielle Gründe eine Rolle, wie Piquet freimütig bekannte: „Ich bekam von Bernie Ecclestone 1 Million Dollar und bat ihn um das Doppelte - immer noch viel weniger als Prost erhielt. Er bot mir 1,6 Millionen Dollar, plus tausend Dollar pro WM-Punkt und dachte es würde reichen, mich fest zu halten. Ich war nicht bereit darüber zu streiten, ging sofort zu Williams und sagte, ich sei zum Unterzeichnen bereit. Franks Williams Angebot betrug 3,3 Millionen Do
llar plus zehntausend Dollar pro WM-Punkt.“ Ursprünglich von Frank Williams als Fahrer Nummer 1 engagiert, lieferte er sich zwei Jahre lang Duelle mit seinem Teamkollegen Nigel Mansell, der als Brite im britischen Williams-Team eine starke Position innehatte, wie Piquet nach seiner Ankunft feststellen musste. Piquet attackierte dabei Mansell auch abseits der Strecke in diversen Interviews; neben wiederholten persönlichen Attacken (Piquet äußerte sich negativ und abfällig über Mansell wie auch dessen Frau Roseanne) kritisierte er vor allem dessen mangelnde Fähigkeiten beim Testen und Abstimmen der Autos. 1986 gewann er das Auftaktrennen im brasilianischen Jacarepaguá und widmete diesen Sieg dem kurz zuvor schwer verunglückten Frank Williams. Beim Rennen in Ungarn gelang Piquet ein denkwürdiges Überholmanöver, als er am Ende der Zielgeraden den Kampflinie fahrenden Ayrton Senna außen überholte, sein übersteuerndes Auto dabei abfing und die Führung behauptete. Am Ende der Saison wurde er WM-Dritter, hätte aber mit einem Sieg im letzten Rennen diese noch gewinnen können. In einem dramatischen Saisonfinale in Adelaide hatten sowohl Piquet als auch Mansell und Prost noch die Möglichkeit, den Titel zu erringen. Piquet wurde Zweiter knapp hinter Prost, wodurch dieser den Titel 1986 gewann. Im Folgejahr hatte Piquet zu Beginn der Saison in Imola einen schweren Unfall in der Tamburello-Kurve (in der 1994 Ayrton Senna tödlich verunglückte), wodurch er laut eigener Aussage gesundheitlich noch monatelang gehandicapt war. Am Rennen in Imola konnte er auf Anraten von Chefarzt Sid Watkins nicht teilnehmen. Die Weltmeisterschaft in einem erneut von der Dominanz geprägten Jahr der Honda getriebenen Wagen gewann er dennoch und dies, obwohl Mansell 6 Siege im Saisonverlauf errang, während Piquet selbst nur 3 Siege erringen konnte. Wie bereits im Vorjahr gewann er erneut die Rennen in Deutschland, Ungarn und Italien. Beim Rennen in Monza gewann Piquet auch dank der aktiven Radaufhängung, die an seinem Auto eingesetzt wurde. Trotz Mansells Siegen sicherte er sich seine dritte Weltmeisterschaft durch konstantes Punkten, während Mansell entscheidende Punkte vergab durch riskante Manöver, wie etwa eine Kollision mit Ayrton Senna beim Rennen in Spa-Francorchamps, die beide zur Aufgabe zwang und einen Unfall beim Training in Suzuka. Befragt über seinen Sieg über Mansell kommentierte Piquet den Ausgang der Weltmeisterschaft süffisant: „Dies ist der Sieg des Glücks über die Dummheit“.
Im Folgejahr wechselte er nach der Trennung von Williams und Motorenlieferant Honda zu Lotus-Honda, wo er wiederum einen gutdotierten Zweijahresvertrag unterschrieb; dieser Wechsel bedeutete den Abstieg in seiner Karriere, denn beim stagnierenden Lotus-Team blieben ihm die früheren Erfolge versagt und er zählte nie mehr zu den Anwärtern auf den Weltmeistertitel. In den folgenden Jahren wurde er daraufhin vor allem von der britischen Presse heftig kritisiert. Der ehemalige Weltmeister und damalige TV-Kommentator James Hunt legte ihm Mitte 1989 in einer Kolumne öffentlich seinen Rücktritt nahe. Für die Saison 1990 unterschrieb Piquet stattdessen einen leistungsbezogenen Vertrag beim Benetton-Team, der ihm 100.000 Dollar pro WM-Punkt einräumte; Piquet fuhr eine starke Saison und gewann die beiden letzten WM-Läufe in Suzuka und Adelaide; am Ende der Saison war er Dritter in der Gesamtabrechnung. 1991 wechselte das Benetton-Team von Goodyear zu Pirelli und engagierte anstelle des verunglückten Alessandro Nannini Piquets Landsmann und Freund Roberto Moreno. Piquet errang beim WM-Lauf im kanadischen Montreal seinen letzten Sieg. Ende 1991 verlängerte jedoch Benetton seinen Vertrag nicht mehr, nachdem Teamchef Flavio Briatore gegen Ende der Saison das junge Talent Michael Schumacher verpflichtet hatte.
Nach seiner Karriere in der Formel 1 wechselte er in die Champ Car World Series. Dort verunglückte er 1992 beim Training zu den 500 Meilen von Indianapolis schwer und zog sich erhebliche Beinverletzungen zu. Eine angedachte erneute Verpflichtung durch Benetton zerschlug sich so. Trotzdem versuchte er 1993 erneut, sich in Indianapolis qualifizieren. Er startete als 13., beendete das Rennen jedoch nur als 32., da er aufgrund eines Motorschadens nur 38 Runden weit kam. Danach trat er nur noch in einigen Sportwagenrennen an.
Insgesamt errang Piquet 23 Grand-Prix-Siege und gewann 1981, 1983 und 1987 die Weltmeisterschaft. Er fuhr 204 Formel-1-Rennen und gehört damit zu den wenigen Fahrern, die mehr als 200 Grand Prix bestritten. Piquet war während seiner gesamten Karriere ein ausgesprochener Spezialist für Hochgeschwindigkeitsstrecken wie Monza, Zeltweg und den Hockenheimring, den er einmal auch als seinen Lieblingskurs bezeichnete. Dagegen hatte er, anders als sein Landsmann Senna, eine ausgesprochene Abneigung gegen enge Stadtkurse wie Monaco und Detroit.

 
 
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü